Vliese mit der Transferpresse aufbringen (Kunstleder & Webware)

Vor einer Weile hatte ich Euch meine Transferpresse, die ich für den Hobbybereich benutze, vorgestellt und dort in einem kurzen Absatz mal erwähnt, dass ich diese nicht nur für diverse Folien benutze sondern auch um verschiedene Materialien mit den unterschiedlichsten Vliesen zu versehen – oder zu beschichten. 🙂

Da nun in den vergangenen Monaten immer mal wieder die Frage kam, wie ich das Vlies mit der Transferpresse auf die verschiedenen Materialien aufgebracht habe, insbesondere bei Kunstleder, habe ich Euch nun einen passenden Beitrag zu diesem Thema geschrieben.

Bevor ich mit dem eigentlichen Beitrag beginnen möchte, muss ich Euch noch darauf hinweisen, dass ich Euch hier zeige, wie ich das Ganze mache. Meine Einstellungen bzgl. der Zeit und der Temperatur können bei Euch ganz anders sein. Deswegen: Vorher immer ausprobieren ob das bei Euch auch funktioniert.

Material:

  • Diverse Vliese (im Bild: H630/640 & H250/H320/Irgendwas vom Stoffmarkt)
  • Schere
  • Teflonfolie* (für Kunstleder)
  • Backpapier ohne Struktur von der Rolle (für Webware) – als Alternative
  • Eine Fusselrolle
  • Euren Stoff bzw. Kunstleder
  • Eine Transferpresse

Was gibt es zu beachten?!

Am “pikantesten” ist wohl das Kunstleder. In der Vergangenheit sind mir hier die meisten Fehler passiert. Im Gegensatz zu der normalen Webware kann das Kunstleder nicht ganz so viel “direkte” Hitze ab wie z.B. Webware. Deswegen sollte dieses Material mit “Samtpfoten” angefasst werden.

Für ein wirklich schönes Ergebnis ist es wichtig, dass man das Kunstleder möglichst vor dem direkten Kontakt mit den Pressplatten und/oder den Matten schützt. Zum einen liegt das daran, dass sich an den besagten Stellen gern mal “Klebereste” befinden können, dass Mateial dort kleben bleiben kann und zum anderen könnte sich  das “Muster” der Matte während des Pressvorganges in die Oberfläche des Kunstleders drücken.

Wenn vorhanden, dann sollte auf jeden Fall zu einer Teflonfolie gegriffen werden. Diese Folien sind – im Vergleich zum Backpapier – wesentlich robuster, nicht so sehr anfällig für Falten und haben eine wesentlich längere Lebensdauer. Natürlich funktioniert das ganze auch wunderbar mit Backpapier. Allerdings sollte nur dazu greifen wenn es sich wirklich um einen “neuen Bogen” handelt.

Weist das Backpapier Knicke und/oder Falten auf, dann sollte es möglichst nicht mehr für Kunstleder verwendet werden. Auf dem folgenden Bild habe ich Euch einmal gezeigt, was passieren kann, wenn man Kunstleder auf knittriges Backpapier legt und anschließend mit der Transferpresse bearbeitet:

Wer also wirklich Freude an seinem Material haben möchte, der sollte die o.g. Punkte beachten. So wird, meiner bisherigen Erfahrung nach, die Oberfläche des Materials am besten geschont und man kann sich an seinem Projekt erfreuen.

Desweiteren ist es wichtig die Rückseite des Kunstleders auf jeden Fall mit einer zweiten Teflonfolie oder mit Backpapier zu schützen, denn dieses Material bleibt gern mal an der Heizplatte kleben. Bei denen, die “von Haus aus” ein Vlies auf der Rückseite angebracht haben passiert das zwar nicht häufig, aber um auf Nummer sicher zu gehen sollte auch die Rückseite entsprechend geschützt werden.

Klebt das Kunstleder erst einmal an der Heizplatte, dann ist es ganz schön mühsam es “unbeschadet” wieder von dort zu entfernen. Desweiteren kann es sein, dass auch das verwendete Vlies der Hitze nicht standhält und an der Heizplatte kleben bleibt und schmilzt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das es auch Kunstleder gibt, welche bei dem Kontakt mit der Heizplatte “schmelzen” können. Bisher ist mir das zwar nicht passiert,aber sicher ist sicher.

Auf jeden Fall vorher die Temperatur sowie die Zeit anhand der Vliese und Materialien testen.

Vliese auf Kunstleder mit Hilfe der Transferpresse aufbringen:

Bei mir wird das Vlies immer ganz grob zugeschnitten und dann die Zuschnitte der Tasche/n aufgelegt. Es geht aber auch anders herum, dass kann man machen wie man Lustig ist. Anschließend wird das ganze  auf einem Bogen Backpapier/Teflonfolie unter die Heizplatte der Transferpresse gelegt und ggf. noch einmal nachpositioniert.

Nun wird das Material mit einem zweiten Bogen Backpapier/Teflonfolie bedeckt und kann dann “gepresst” werden. Bei mir ist die Transferpresse dann auf 140 Grad und 10 Sekunden eingestellt (Diese Einstellungen können von Vlies zu Vlies varrieren).Für diese Angaben kann ich Euch allerdings keine Gewähr geben. Ihr solltet da selbst schauen, welche Einstellungen bei Euch die richtigen sind. 🙂

Dieser Vorgang wird dann sowohl für die Vorder,- als auch die Rückseite gehandhabt. Bisher hat sich da auch noch nie ein Vlies gelöst – und auch das Kunstleder ist mir noch nie geschmolzen oder ähnliches.

Ich ziehe das “Sandwich” aus Folien und Kunstleder dann immer komplett heraus und ziehe dann erst die/das Teflonfolie/Backpapier von dem Kunstleder. Wichtig ist, dass man jetzt möglichst vorsichtig mit dem Kunstleder umgeht, denn es ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr warm und weich. Solang dies der Fall ist, ist das Material noch sehr anfällig für “Beschädigungen” der Oberfläche. Deswegen: Erst einmal den mit Vlies versehenen Zuschnitt flach an die Seite legen.

Nach etwa einer halben Stunde, wenn alles gut ausgekühlt ist, kann man sich dran setzen und das Vlies weg – oder das Schnittmuster – ausschneiden. Schon ist man fertig und kann sein Material zu einer Tasche oder etwas ähnlichem verarbeiten.

Vliese auf Webware mit Hilfe der Transferpresse aufbringen:

Bei normaler Webware kann man – im Grunde – genau so verfahren. Normaler Stoff ist, was die Hitze angeht, etwas robuster und kann sich einfacher verarbeiten lassen. Wie man es letztendlich macht, dass bleibt einem selbst überlassen. Allerdings sollte man sich immer im Hinterkopf behalten, dass nicht nur Kunstleder sondern auch aufbügelbares Vlies schmelzen kann – von daher kann auch hier ein Sandwich aus Backpapier und Material nicht schaden. So ist auf jeden Fall die Heizplatte vor Kleber geschützt. 😉

In diesem Beispiel wurde von mir das Vlies H630, welches üblicherweise mit einem feuchten Handtuch aufgebracht wird, verwendet. Bisher habe ich mir besagtes Handtuch immer gespart und bin damit bis jetzt immer sehr gut zurecht gekommen. Durch den Druck der Transferpresse klebt das Vlies bombenfest und lässt sich so wunderbar weiter verarbeiten.

Übrigens: Sollte der Stoff – oder das Kunstleder – nicht unter die Arbeitsfläche der Presse passen, dann kann man das Material in Etappen unter die Heizplatte schieben. Bei Kunstleder muss man allerdings ein bisschen aufpassen, dass Bedarf etwas Übung. Funktionieren tut es aber trotzdem.

In meinem Blog könnt Ihr folgende Taschen sehen, die nach dieser Methode mit Vlies versehen worden sind:

Ich hoffe, dass ich Euch einen kleinen Einblick in meine “Trickkiste” gewähren konnte!

Nachtrag: Auf meinem Instragram Account habe ich Euch hierzu ein “Highlight” angelegt. Wer sich das Ganze also einmal in einem Video anschauen möchte, der kann dort gern vorbeischauen. Leider geht das nur über die App und nicht über den Webbrowser.

Viele Grüße,
Anja

Werbung (ohne Auftrag): Sämtliche Materialien wurden selbst bezahlt und stehen in keinem Zusammenhang mit einer Kooperation.

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

  1. Hi Anja, was für eine super gute Idee. Ich hasse nämlich diese Arbeit und mit der Presse ist das ja ruckzuck erledigt
    LG Verena

    Antworten

  2. Huhu,

    ich habe es letzte Woche auch mal probiert, bei mir hielt aber das Vlies nicht. Hatte geschaut, welche Bügeleinstellung das Vlies normal haben soll und mir im Internet die passende Temperatur dazu rausgesucht… Nun sehe ich, dass du gar nicht – wie beim Bügeln üblich – mit der Heizplatte aufs Vlie gehst, sondern auf den Stoff. Hat das einen Grund?
    Ich werden mich langsam weiter an Vlies mit der Transferpresse und die passenden Temperaturen herantasten 🙂

    VG, Anni

    Antworten

    • Hallo,
      ich mache das eigentlich immer so wie es grad “unter die Platte” kommt. Also mal ist das Vlies oben mal der Stoff. Letztendlich drehe ich das Ganze zum Schluss so oder so noch einmal um damit von beiden Seiten gepresst wurde.

      Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg.
      Anja

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.